Hundetrainer

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Zuerst darf klar gestellt werden, dass es den perfekten Hundetrainer nicht gibt und keiner hat das Patentrezept in der Tasche auch wenn dieser Eindruck in einschlägigen Fernsehsendungen oft vermittelt wird. Auch die Vielzahl der Bücher verunsichert viele Hundehalter, da er doch seiner Meinung nach alles getan hat, was er gelesen hat und trotz genauer Anwendung der beschriebenen Methoden doch nicht das gewünschte Ergebnis erzielt hat.

1. Die richtige Diagnose.
Jeder Ansatz ist zum Scheitern verurteilt wenn das Problem nicht richtig diagnostiziert wurde. Ignorieren ist zum Beispiel eine gerne benutzte und sehr moderne Erziehungsmethode. Bei einem passiv aggressiven Verhalten mag diese Methode gute Ansätze zeigen. Hier steht die Konfliktvermeidung im Vordergrund. Aber bei aktiv aggressivem Verhalten ist Ignorieren nicht nur unwirksam, sondern fördert sogar das aggressive Verhalten massiv. Erst die richtige Diagnose, ermöglicht einen Weg zu gehen, oder ihn zu verlassen.

2. Die passende Methode. 
Jeder Hund hat ein eigenes Wesen und jeder Hundehalter hat einen eigenen Charakter. Bei der optimalen Lösung passen die Erziehungsmethoden zum Problem, zum Wesen des Hundes und können vom Hundehalter angewendet werden. Was aber, wenn Herrchen oder Frauchen die Methode, bedingt durch ihr Wesen und ihre Fähigkeiten nicht umsetzen können oder wollen. Oder der Hundetrainer bedingt durch seine Ausbildung oder seine Einstellung zum Hund nur begrenzte Möglichkeiten anbieten kann. Hier entpuppen sich vorgefertigte Lösungsansätze schnell als eine Sackgasse. 

3. Strafen, Ja oder Nein?
Hier stellt sich zuerst die Frage, was ist Strafe. Wenn wir klarstellen, dass Strafe bedeutet: "Der Hund erreicht mit seinem gezeigten Verhalten nicht das von ihm erwartete Ergebnis" wird klar, dass man ohne Strafen nicht auskommen kann. Hier geht es also um Begrenzung und nicht um Schläge oder permanentes Drücken des Hundes. Konsequenzbeinhaltet stets Nachhaltigkeit und Durchsetzung und kommt ohne Strafe nicht aus. Erziehung heißt Austragen von Interessenskonflikten. Hier helfen keine Bestechungen oder Tauschgeschäfte, wie sehr oft vermittelt wird. Das hieße, sich am Problem vorbeigemogelt, anstatt das Problem gezielt anzugehen und abzustellen.
Hundetrainer sind Individualisten und haben teilweise sehr unterschiedliche Auffassungen von Methoden und Strategien. Dies macht es dem Hundehalter nicht leichter, sich zu entscheiden, will er doch das Beste für seinen Hund. Viele Trainer denken, wenn sie die Nase vorne haben wollen, müssen sie sich als besonders modern darstellen und verlieren dabei die eigentliche Zielsetzung, die harmonische Mensch-Hund-Beziehung, gelegentlich aus den Augen. Ich beobachte in den letzten Jahren eine drastische Zunahme an Verhaltensproblemen und führe dies auch auf die Menge der unterschiedlichen Methoden zurück, welche ein Hund bei wechselnden Trainern über sich ergehen lassen muss. Teilen wir die Hundetrainer in vier Kategorien auf und nennen Sie Trainer A, Trainer B, Trainer C und Trainer D und betrachten ihre Arbeitsweisen völlig wertfrei. 

Trainer A gehört zur konservativen Gruppe und sein Motto lautet: "Weg mit dem modernen Firlefanz". Er setzt auf klare, autoritäre Regeln und favorisiert hartes, energisches Durchgreifen bei allen Erziehungsproblemen. Er tituliert andersdenkende Trainer gerne als Wattebauschfraktion und kennt keine Strategien zur Konfliktvermeidung. Seine Hunde haben zu funktionieren. 

Trainer B gehört zur medien- und gesellschaftskonformen Gruppe und sein Motto lautet: "Positive Verstäkung". Härte, Zwänge, Stress und Konflikte meidet er und zieht Hundehalter bei entsprechender Werbung beinahe magisch an. Er vermeidet Worte wie Strafe und Begrenzung und setzt auf Ablenkung durch Anbieten von Alternativen. 

Trainer C hat immer eine eigene Theorie und eigene Hilfmittel entwickelt. Sei es einen Beutel, eine Sprache, welche der Hundeführer erlernen muss oder spezielle Gestiken um mit dem Hund zu kommunizieren. Hier wird eine Glaubensrichtung verkauft welche die Anhängerschar gleich sektenähnlich praktiziert. An den spezifischen Wortkreationen und an den spezifischen Hilfsmitteln erkennen sich die Anhänger dieser Trainer wieder. 

Trainer D gehört zur erfolgsorientierten und wissenschaflich arbeitenden Gruppe. Sein Motto lautet: "Für jeden Topf findet man den passen Deckel". Er ist flexibel und ideenreich und schöpft aus einem großen Repertoire an Erfahrung und Ausbildung. Er arbeitet sowohl mit Positiver Verstärkung aber scheut sich nicht, bei Erkennen der Notwendigkeit auch mit angemessenen Zwängen zu operieren. 

4. Persönlichkeit
Bei der Auswahl des Trainers spielen natürlich persönliche Neigungen der Hundehalter eine wichtige Rolle. Der z.B. eher konservativ denkende Hundehalter kann sich beim Trainer B nicht wohlfühlen usw.. Wohlfühlen und Vertrauen zum Hundetrainer sind jedoch die Basis für die Arbeit mit dem Hund. Man muss Menschen mögen - Hunde, besonders Welpen, zu mögen, ist kein Problem. Wichtig ist ein freundlicher, respektvoller Umgangston mit Mensch und Tier gleichermaßen. Freundlichkeit, Respekt und fachliche Kompetenz sind die Werkzeuge eines guten Trainers. Gerade bei auffälligen Hunden sollte jedoch immer an erster Stelle die Gefahrvermeidung für Mensch und Hund stehen. Trainer, welche diesem Grundsatz nicht gerecht werden, telefonische Komplettlösungen anbieten oder Starkzwangmittel einsetzen handeln fahrlässig und müssen als unseriös eingestuft werden.

5. Fazit 
Sie alleine sind für Ihren Hund verantwortlich. Diese Verantwortung kann und wird Ihnen keiner abnehmen. Entschuldigungen für das Fehlverhalten des eigenen Hundes höre ich immer wieder. "Er ist als Welpe gebissen worden" - "Er ist 6-8 Stunden alleine zu Hause" - "Er wurde als Welpe von Kinder gezankt" usw. Hier liegt es an Ihnen, diesen Zustand zu ändern und sich professionelle Hilfe zu holen. Sei dies in einem Hundeverein, in einer Hundeschule, bei einem Hundepsychologen oder beim Tierarzt. Egal ob bei Hundetrainer A, B oder C. Ich möchte Ihnen mit diesem Text eine Entscheidungshilfe bieten und Sie ermutigen, die Methoden und die Strategien immer zu hinterfragen und falls Sie ein ungutes Gefühl haben, dies offen zu sagen und nicht aus wohlgemeinter Verpflichtung oder Rücksichtnahme auf den Trainer alles über sich und den Hund ergehen zu lassen. Ihr Hund hat ein Recht auf einen verantwortungsbewussten Hundehalter.

Autor: Monika Saus
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